Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in Kommunen fördern

Balance Consulting startet ein Entwicklungsmodell, um die mentale Gesundheit der Beschäftigten und EinwohnerInnen durch die Vernetzung von betrieblicher und kommunaler Gesundheitsförderung in den Kommunalverwaltungen zu stärken.

 

Die Gesundheitsreporte verschiedener Krankenkassen belegen die Zunahme der Fehlzeiten wegen seelischer Leiden und damit einen Anstieg der psychischen Belastung berufstätiger Menschen in Deutschland. Mit 303 Ausfalltagen pro 100 Versicherten aufgrund psychischer Erkrankungen im ersten Halbjahr 2023 wurde ein Plus von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erreicht.
Quelle 1, Quelle 2

Ein ähnliches Bild zeichnet eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag des Versicherungskonzerns Axa. Im Ergebnis bezeichnet sich fast ein Drittel der Befragten als psychisch erkrankt. Rund 32 Prozent erklärten, dass sie unter Depressionen, einer Angst- oder Essstörung, Zwangsneurose oder anderen psychischen Erkrankungen leiden.

Zunehmend schweren und langwierigen Fälle von psychischen Erkrankungen 

Die zunehmend schweren und langwierigen Fälle von psychischen Erkrankungen stellen auch für die Beschäftigten eine Mehrbelastung dar, die die Vertretung übernehmen müssen und durch diese Beanspruchung über einen längeren Zeitraum erschöpfungsbedingte psychische Leiden entwickeln können.

Die Ursachen für diese Entwicklung werden in dem Wandel der Arbeitswelt, der fortschreitenden Digitalisierung und den schwindenden Grenzen von Arbeitszeit aber auch den privaten Herausforderungen (etwa Pflege von Angehörigen) gesehen. Sie sind komplex und vielfältig und nicht in einem Setting zu verorten. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die psychische Gesundheit lebensweltübergreifend zu fördern und alle Belastungen in den Blick zu nehmen, damit Betroffene frühzeitig Hilfe suchen.

Seelische Leiden werden in unserer Gesellschaft und insbesondere in der Arbeitswelt noch immer tabuisiert – Betroffene werden ausgegrenzt und nicht adäquat unterstützt. Das betrifft auch die etwa 100.000 Berufstätigen in Deutschland, die an Demenz erkrankt sind und wenig Unterstützung und Verständnis finden. Mit der Zunahme der diagnostizierten und behandelten psychischen Erkrankungen wächst auch die Bedeutung von Prävention und Gesundheitsförderung in diesem Bereich. Die aktuell diskutierte Erhöhung des Renteneintrittsalters würde u. a. dazu führen, dass auch altersbedingte Erkrankungen vermehrt in der Arbeitswelt auftreten werden.

Die Unternehmen sind durch den Gesetzgeber aufgefordert: „Arbeit so zu gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst geringgehalten wird“ (Arbeitsschutzgesetz §4 Abs.1).

Das betrifft sowohl physische als auch psychische Gefährdungen. Üblicherweise werden diese in einer Gefährdungsbeurteilung erfasst und entsprechende Maßnahmen ergriffen.

In der Vergangenheit haben sich insbesondere KMU nicht immer mit der gebotenen Sorgfalt dieser Aufgabe stellen können. Gründe dafür sind die fehlenden zeitlichen und finanziellen Ressourcen, aber auch mangelnde Kompetenzen, vor allem weiche Faktoren im Bereich der psychischen Gefährdungen zu messen und passende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention zu ergreifen. Die seitens der Sozialversicherungsträger und Kammern angebotenen Unterstützungen haben kleine und mittlere Unternehmen noch nicht im gewünschten Umfang erreicht.

Mit Unterstützung der Gesetzlichen Krankenversicherungen werden in zahlreichen Kommunen derzeit gesundheitsförderliche Strukturen aufgebaut, die den Anforderungen des BbgGDG entsprechen.
Der Schwerpunkt liegt allerdings in den meisten Fällen auf den Altersgruppen Geburt bis Schule (Gesund aufwachsen) sowie 65+ (Gesund altern).
Die BürgerInnen im beschäftigungsfähigen Alter liegen bisher weniger im Fokus der Kommunen.
Eine der Ursachen liegt im Settingansatz der Gesetzlichen Krankenkassen, die die Gesundheitsförderung der Beschäftigten in die Hände der Arbeitgeber bzw., bei Beschäftigungslosigkeit, in die Hände der Jobcenter und Arbeitsagenturen legen.

Die Fach- und Arbeitskräftestrategie des Landes Brandenburg zeigt, dass zwischen 2010 und 2030 für Brandenburg insgesamt ein Rückgang von 14,4% der erwerbstätigen Personen erwartet wird. Zudem verschiebt sich die Alterslage, Brandenburger Arbeitnehmer werden insgesamt älter werden.

Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, die Erwerbsbeteiligung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zwischen 55 und 67 Jahren auf einem hohen Niveau zu halten bzw. zu erhöhen.” Dieser Herausforderung erfolgreich zu begegnen, erfordert eine gemeinsame Anstrengung von Kommunen, Unternehmen und weiteren Akteuren.

Wie können psychisch Erkrankte bessere und wirksame Unterstützung bekommen, so dass sie schneller wieder stabil sind und ihre Arbeitsfähigkeit nicht verloren geht? Was können ArbeitgeberInnen und Kommunen zur Prävention psychischer Erkrankungen unternehmen?

Zur Beantwortung dieser Fragen hat RegioHealth Kommune ein von  Entwicklungsprojekt gestartet, das eine mögliche Zusammenarbeit von Kommunen und Unternehmen diskutieren und entwickeln wird. Das Entwicklungsprojekt verfolgt das Ziel, die erforderlichen strukturellen Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit von Unternehmen, Kommunen, Kammern und regionalen Vereinen und Verbänden für eine bessere Gesundheitsförderung und Prävention im Bereich psychischer Erkrankungen zu ergründen.

Dabei sollen zunächst die strukturellen Hürden für eine Verzahnung von Betrieblicher und Kommunaler Gesundheitsförderung erkannt und praktikable Wege entwickelt werden, um die erwarteten Vorteile, insbesondere bei der Gesundheitsförderung und Prävention psychischer Erkrankungen, zum gegenseitigen Nutzen zu ermöglichen.

Durch die Zusammenarbeit von Kommunen und Unternehmen werden

  • die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes insgesamt erhöht
  • können kommunale Angebote für Gesundheitsförderung und Prävention auch durch Mitarbeitende der regional ansässigen Unternehmen wahrgenommen werden
  • und umgekehrt können für die Beschäftigten gemeinsam entlastende Serviceangebote entwickelt werden können (zum Beispiel für pflegende Angehörige, für Eltern im Schichtbetrieb, zur Sensibilisierung und Prävention etwa psychischer Erkrankungen)
  • die Attraktivität als Arbeitgeber wird gesteigert – auch für Fachkräfte, die bisher nach Berlin auspendeln und damit dem regionalen Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen.

Die Vorteile einer Zusammenarbeit von Unternehmen mit ihrer Kommune und regionalen Akteuren, um Arbeitskräfte zu halten und zu gewinnen:

  • Sensibilisierung und Abbau von Unsicherheiten und Vorurteilen im Umgang mit psychischen Besonderheiten bei Beschäftigten
  • Austausch der zuständigen Personen zu Möglichkeiten der Prävention psychischer Belastungen und Beanspruchungen und zum Umgang mit aktuellen herausfordernden Situationen
  • breite regionale Vernetzung mit regionalen Akteuren und damit Verstetigung
  • Unterstützung durch die im Aufbau befindlichen kommunalen Gesundheitsstrukturen des Landkreises
  • lokaler Austausch in der Nachbarschaft und Nutzung bereits etablierter Netzwerkstrukturen
  • Möglichkeiten der Unterstützung der überbetrieblichen Aktivitäten durch die gesetzlichen Krankenkassen und
  • hoher Kompetenzgewinn und Vorhalten einer Angebotspalette zu den Themen psychische Erkrankungen und ihre Prävention bzw. der Umgang damit, sowie zu Demenz im Arbeitsalltag und weiteren, angrenzenden Gesundheitsthemen

Der beschriebene Nutzen kommt in erster Linie den kleinen und mittleren Uvia Email oder Unternehmen und Kommunalverwaltungen zugute, die diese Leistungen aufgrund der geringen Mitarbeitendenzahl nicht selbst vorhalten, im Verbund mit anderen Unternehmen aber sehr wohl nutzen können.

Balance Consulting startet deshalb ein Entwicklungsmodell, um die mentale Gesundheit der Beschäftigten und EinwohnerInnen durch die Vernetzung von betrieblicher und kommunaler Gesundheitsförderung in den Kommunalverwaltungen zu stärken.

Anmeldung zum Programm via Email und hier.

R. W. Brunner

www.brunnerrobert.de